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1. Bergische Sagen - S. 33

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 33 - so geringer Arbeit willen hättet ihr mich nicht so srüh zu wecken brauchen. Mit dem ganzen Vorrat will ich vor Mittagszeit Wohl fertig werden, wenn ihr mir dann nur genug Brot und Fleisch zum Essen und Stroh zum Lager geben wollt." Das versprachen sie ihm. Alsbald begab sich der starke Hermel an die Arbeit. Er suchte im Walde den stärksten Eichbaum aus und zog ihn mit solcher Leichtigkeit heraus, als wäre es eine Rübe. Dann holte er eine dicke Tanne, riß die Äste ab und band sie mit einem starken Seil an den Eichenstamm. „So, nun Hab' ich einen feinen Dreschflegel!" rief Hermel und ging hin zu der Schemte, wo das Korn zu dreschen war. Ganz behutsam hob er das Dach von der Scheune, damit er beim Dreschen nicht gehindert wäre. Das war ein Dreschen! Der gewaltige Dreschflegel sauste nur so durch die Luft, und das Stroh flog umher, als sei ein Wirbel- wind hineingefahren. In einer halben Stunde hatte er das Korn schon gedroschen. Hierauf drehte er das Dach um und schüttete den ganzen Vorrat in die Höhlung. Er schwang es wie eine Futterschwinge hin und her und blies mit vollen Backen hinein, daß die Spreu davon stob wie dichte Schneeflocken. Im Nu war das Getreide gereinigt, und der wackere Geselle zog es in großen Säcken auf den Speicher und schüttete es dort auf. Die Heiden sahen mit Staunen zu und freuten sich über den starken Knecht. Als aber Hermel sich seinen versprochenen Lohn zurecht legte, nämlich einen Wagen voll Stroh, da machten sie lange Gesichter. Der gut- mütige Knecht merkte nichts, sondern lud den Wagen so voll, daß ihn die Ochsen kaum ziehen konnten. Da spannte der starke Hermel sie aus, stieß sie mit den Köpfen aneinander, warf sie oben auf das Stroh und sagte: „Für Fleisch wäre ja wohl gesorgt, jetzt fehlt mir bloß noch Brot." Das war den fremden Heiden doch zu viel. Sie meinten untereinander: „Wenn der starke Hermel so mit unsern Sachen umgeht, so kann er uns am Ende mehr schaden als nützen. Wir wollen uns ausdenken, wie wir ihn am besten los werden." Sie gaben ihm inzwischen einige Scheffel Mehl, daraus sollte er für sich und seine Gesellen Brot backen. Als man es abholen wollte, lag der starke Hermel in tiefem Schlafe. ' Der Backofen war kalt, und man fand weder Mehl noch Brot. Die Fremden weckten ihn und fragten ihn danach. Der Bursche rieb

2. Bergische Sagen - S. 35

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 35 - Kappe, die ihr mir heruntergeworfen habt!" Als sie hinab- schauten, gewahrten sie, wie er die Glocke auf dem Kopfe trug und munter darunter hervorguckte. Da liefen die feigen Gesellen voll Entsetzen davon. Der starke Hermel aber war mit seiner Arbeit fertig und stieg ganz vergnügt hinauf. Er lief den Herren nach und sagte in seiner Einfalt: „Ich nehme euch den kleinen Spaß nicht übel, aber zur Strafe müßt ihr mir die schönen Dinge als Geschenk lassen." Sie waren froh, daß sie so gnädig davon- kamen. Der starke Hermel bat: „Gebt mir doch noch ein Stück Arbeit bis Sonnenuntergang! Ich bin einmal im Zuge, und wenn ich nicht tüchtig gearbeitet habe, so schmeckt mir das Abend- brot nicht." Da hielten sie unter einander einen Rat und schickten ihn in die Teufelsmühle. Dort follte er fo viel Korn mahlen, wie er für seine Mahlzeit brauchte. Die Teufelsmühle aber war ein unheimlicher, verwünschter Bau, wo der Teufel sein Wesen trieb. Niemand wagte, dorthin zu gehen, und die Mühle stand daher schon lange still. Der starke Hermel machte sich mit einigen Säcken voll Getreide auf den Weg. Er hatte nie von Teufeln und Ge- spenstern gehört, und daher fürchtete er sich nicht. Er schüttete sein Getreide aus und setzte das Mahlwerk in Bewegung. Kaum aber fing das an zu klappern, so kam ein Unhold heran und griff mit seinen langen Klauen nach dem Burschen. Der aber, nicht saul, faßte das Ungetüm, setzte es auf den Mahlstein und drehte ihn so slink, daß dem Teufel das Feuer aus den Knochen sprühte. Der Unhold schrie ganz erbärmlich und bat den starken Hermel flehentlich, ihn loszulassen. Der aber hielt ihn fest, bis das ganze Bein abgeschliffen war. Das Teufelchen hüpfte jammernd und heulend weg und drehte sich immerzu wie ein Kreisel auf dem rechten Bein. Als Hermel mit seiner Arbeit fertig war, schüttete er das Mehl in die Säcke und kehrte sehr vergnügt zu seinen Herren zurück. Die wunderten sich nicht wenig, als sie ihn so munter daher kommen sahen, und machten erst recht große Augen, als er ihnen erzählte, wie er mit dem Unhold umgesprungen war. Wohl oder übel mußten sie dem wackern Burschen die versprochene Mahlzeit geben. Der verzehrte seine beiden Ochsen mit großem Behagen Nach der Mahlzeit rückte er seine Glockenhaube und sein Stein- kräglein zurecht, legte sich aufs Stroh und schlief tief und fest. Inzwischen hatten sich die Heiden wieder eine List ausgedacht.

3. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 4

1895 - Elberfeld : Wülfing
4 eine rauhe hlzerne Bank angebracht. Der Tisch war ebenso kunstlos gearbeitet. Auf einem Brett (Sims) stand das wenige hlzerne und irdene Geschirr, welches beim Kochen und beim Essen gebraucht wurde. An den Wnden hingen Bogen und Pfeile, ein steinerner Streit-Hammer mit hlzernem Stiel, Schwert, Speer und Schild, auch wohl ein Fischernetz. Im Hofe fand sich oft noch ein kleiner zweirdriger Karren und ein einfacher Pflug. e. Ihre Nahrung. Viele von den Nahrungsmitteln, welche wir jetzt haben, kannten die alten Deutschen nicht. Die Kartoffel und die meisten unsrer Gemsearten waren ihnen noch fremd. Aus Hafer-krnern, welche zwischen Steinen zerrieben waren, kochten sie Haferbrei (Habermus). Auerdem hatten sie Fleisch und Eier. Khe, Schafe und Schweine wurden geschlachtet, auch viele Pferde. Auerochsen, wilde Schweine, Bren, Hirsche, Rehe und Hasen lieferten manche Mahlzeit. Wo Bche, Flsse und Seeen waren, da gab's auch Fische. In manchen Gebirgsgegenden muten sich die Leute oft mit rohen Eicheln und Wurzeln begngen. Als Getrnk hatten unsre Vorfahren Milch, ferner ein aus Gerste hergestelltes Bier und den aus Honig bereiteten Met. f. Ihre Stnde und deren Beschftigung. Bei den alten Deutschen gab es freie Männer, Hrige und Leibeigene. Nur wer Haus und Hof als freies Eigentum besa, war ein freier Mann. Die hrigen Leute waren ursprnglich leibeigene Knechte. Sie empfingen wohl von ihrem Herrn, als Zeichen seiner Zufriedenheit, ein kleines Stck Land. Dafr muten sie einige Dienste leisten, oder sie hatten dem Herrn einen Teil ihrer Ernte, oder Hhner, Gnse und Eier abzuliefern. Die Leibeigenen (Sklaven oder Knechte) hatten kein Be-sitztum. Sie durften kein langes Haar und keine Waffen tragen und konnten verkauft oder verschenkt werden. Der freie Mann ging auf die Jagd Und kmpfte mit dem Auer-ochsen, dem Elentier, dem Bren und dem Wolfe. Oder er ging zu der Sttte, wo die Männer des Gaues sich versammelten, um mitein-ander der Krieg oder Frieden zu beraten oder Gericht zu halten. Am liebsten zog er als tapferer Krieger hinaus in den Kampf. Die Arbeiten in Haus und Feld besorgten die Frauen und Tchter mit Hilfe von Mgden und Knechten. Die Weiber und Mdchen spannen, webten, nhten und kochten. Die Knechte arbeiteten im Felde und besorgten das Vieh. Auerdem schnitzten sie Bogen und Pfeile, drehten Seile, strickten Netze und verfertigten mancherlei Gerte. n , Alles, was die Familie an Nahrungsmitteln, Kleidungsstcken, Haus-, Acker- und Jagdgerten und dergleichen bedurfte, mute von den Hausgenossen selbst hergestellt werden.

4. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 88

1895 - Elberfeld : Wülfing
13 ?."3 nrbe,der Menge seiner Feinde noch erliegen. Doch er wollte lieber sterben, als in einen schlechten Frieden willigen. Die Liebe fernes Volkes und die Treue seines Heeres strkten seinen Mut. P i bte Qm giten war, sah Gott darein und sandte dem Könige Hilfe. Im Jahre 1762 starb nmlich Friedrichs erbitterte Femdm, die Kaiserin von Rußland. Ihr Nachfolger, Peter Iii., war ein Freund und Verehrer des groen Preuenknigs und schlo sofort Frieden. Er sandte ihm sogar ein Heer zu Hilfe. Die Schweden und die Franzosen machten gleichfalls Frieden. So konnte er sich denn ausschlielich gegen die sterreicher wenden, da die Reichsstnde auch um Frieden baten. Nun zeigte sich auch Maria Theresia, von chren Bundesgenossen verlassen, zum Frieden bereit. , J' Jrj*Jiefbe' Am 15. Februar 1763 kam derselbe auf dem Jagdschlsse Hubertsburg, zwischen Dresden und Leipzig, zustande. Friedrich behielt ganz Schlesien und gab dem Kurfrsten von Sachsen sein Land zurck. So war also der gewaltige Krieg beendigt, den König Friedrich gegen fast ganz Europa gefhrt hatte. Preußen hatte in diesem Kriege Groes erworben, zwar nicht Land, Leute und Wohlstand, aber Ehre und Ruhm. Preußen war eine europische Gromacht geworden. Sein König hatte fortan das Recht, im Rate der Fürsten Europas mitzureden. Die Evangelischen in Deutschland hatten ins-besondere Ursache, sich dieses Erfolges zu freuen. Denn sie wuten, da jetzt eine starke Macht vorhanden war, die sie schtzen konnte. Nach dem schrecklichen dreiigjhrigen Kriege hatte der groe Kurfürst den Grund zu dem preuischen Staat gelegt. Friedrich Ii. hat das junge Knigreich gegen bermchtige Feinde ruhmvoll ver-leidigt, so da man sagen kann, der groe Kurfürst und der groe König sind auch die Mitbegrnder des neuen deutschen Reiches unter dem groen Kaiser gewesen. 4. fcietfritfi als (tnjeso(ifec. a. Seine Sorge fr den verarmten Bauernstand. Als der siebenjhrige Krieg zu Ende war, sah es schrecklich im Lande aus. Gegen 15 000 Huser waren zerstrt; berall erblickte man Trmmer-Haufen. Die Felder lagen unbebaut, und in manchen Gegenden glich das Land einer Wste. Den verarmten Bauern fehlte es an Saatkorn und Zugvieh, die Felder zu bestellen. Kaum war aber der Friede geschlossen, so dachte der König daran, dem Unglck abzuhelfen. Er hatte in feinen Kriegs-Magazinen noch 20000 Hektoliter Getreide vorrtig. Diese lie er sofort nach dem Frieden an die verarmten Landleute verteilen, und 60 000 Pferde, die er fr den Krieg nicht mehr ntig hatte, schenkte er den Bauern, die durch den Krieg am meisten gelitten hatten. Auch mit barem Gelde leistete er krftige

5. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 95

1895 - Elberfeld : Wülfing
95 preufsische Heer stellte sich ihm in Thringen entgegen. Bei der Stadt Jena kam es am 14. Oktober 1806 zur entscheidenden Schlacht. Der preufsische Obergeneral, ein Herzog von Braunschweig, war ein alter, abgelebter Mann; er hatte nicht einmal einen Schlachtplan fertig. Die meisten brigen Generale zeigten sich ebenfalls unfhig. So wurde das preufsische Heer gnzlich geschlagen und zerstreut. 12000 preufsische Krieger lagen tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde. 15000 gerieten in franzsische Gefangenschaft. Die zerstreuten Heerhaufen wurden ebenfalls vor und nach von den Franzosen umzingelt und gefangen. d. Franzsische Beute. Napoleon beeilte sich nun, so bald als" mglich die Hauptstadt Preußens, Berlin, zu gewinnen. Auf seinem Zuge dorthin kam er auch an dem Drfchen Rofsbach vorbei. Er liefs sich das Schlachtfeld zeigen, wo Friedrich der Große einst die Franzosen gejagt hatte. Dort stand auch eine kleine Denksule, die zum Andenken an diesen Sieg errichtet worden war. Napoleon liefs sie wegnehmen und nach Paris schaffen, damit sie den Franzosen seinen Sieg bei Jena verkndige. Vierzehn Tage nachher hielt Napoleon seinen glnzenden Einzug in Berlin. Die preufsische Knigsfamilie hatte eiligst flchten mssen. In Berlin machten die Franzosen große Beute. Sie fanden viele Kriegsvorrte (Nahrungsmittel, Kleider, Pulver, Kanonen u. s. .w.), im Zeughause u. a. an 100000 Gewehre, in den ffentlichen Kassen noch bedeutende Geldsummen, was ihnen natrlich alles sehr willkommen war. Auf der Mauer des Brandenburger Thores zu Berlin stand der sogenannte Siegeswagen, ein schnes Viergespann, aus Bronze gegossen. Dieses Kunstwerk liefs Napoleon herabnehmen und nach Paris bringen, damit es jetzt seine Hauptstadt ziere. Auch viele schne Gemlde, Bildsulen und andre kostbare Sachen wurden aus den kniglichen Schlssern und Museen nach Frankreich geschafft. In Potsdam nahm er den Degen Friedrichs H. mit, ebenso dessen Standuhr. Von diesem Degen schrieb er dann in seinem Kriegsbericht an die Franzosen, dafs derselbe ihm mehr wert sei, als viele Millionen Geld. Die Uhr hat er spter bis St. Helena mitgenommen, und sie hat ihm dort seine Todesstunde geschlagen. e. Beweise von Treulosigkeit. Das rasche Vor-- dringen Napoleons samt den unglcklichen Folgen wre vielleicht noch verhindert worden, wenn die Befehlshaber in den preufsischen Festungen voll und ganz ihre Pflicht t

6. Abth. 2 - S. 125

1823 - Elberfeld : Büschler
Dreißigjähriger Krieg. 125 nur ein Rettungen,ittel übrig zu seyn; ncmlich den zurück- gesetzten, beleidigten, in stolzer Zurückgezogenheit lebenden Wallenstein wiederbervorznrufen. Kein Gegner konnte gegen den großen Königin die Schranken treten, außer ihm, keiner dem "Kaiser wieder ein Heer schaffen. Allein ihn zu gewinnen, schien eine schwere Aufgabe zu sein. Kaiser und Königen zum Trotz lebte er auf seinen Gütern in Böhmen mit mehr als königlicher Pracht. Die im Kriege erpreßten Millionen setzten ihn dazu in den Stand. Sechzig Edelknaben aus den vornehmsten Häusern, in hell- blauen Sammt mit Gold gekleidet, bedienten ihn ; einige sei- ner Kammerhcrrn hatten schon in gleichem Range dem Kaiser gedient. Dreihundert auserlesene Pferde standen in seinen Ställen und fraßen aus marmornen Krippen, und seine Wohnung glich einem Hoflager, denn zu seiner Nähe dräng- ten sich die angesehensten Männer. Aeußerlich schien er ruhig, aber sein brennender Ehrgeiz ruhte nicht. Mit innerer Freude hatte er den Fortschritten des schwedischen Königs zugesehen, weil sie ihn an dem Kaiser und dem verhaßten Cburfürsten von Baiern rächten; ja, er hatte selbst ver- sucht, dem Könige seine Dienste anzutragen, und mochte fernen stolzen Sinn schon zur Hoffnung der bömischen Königs- Krone erheben. Gustav wieß seine Anerbietungen nichtgra- dezu ab, allein ihm einen Theil seines Heeres anzuvertraucn, wie er verlangte, wagte er nicht, und indeß trafen bei Wallenstein die kaiserlichen Unterhändler ein, welche ihm wiederum die Oberfeidherrnwürde antrugen. Wallenstein empfing sie kalt, und gab erst nach vielen > Bitten das versprechen, dem Kaiser ein Heer von 30,000 Mann in drei Monaten zu werben; es anzuführen, ver- . sprach er aber nicht. Und nun sandte der Gewaltige seine .Anhänger in allen Gegenden aus, seine Werbefahne auf- zupflanzcn. Tausende strömten ihr zu, denn sie harte immerzu Glück und Beute geführt; und cs war ,n dieser stürmischen Zeit leichter, im Kriege sein Bestehen zu finden, alö in der Werkstatt oder hinter dem Pfluge. Ein wallen- stcinischcr schwerer Reiter erhielt 9 Gulden monatlichen Sold , der leichte sechs , der zu Fuß diente vier, außer der täglichen Kost an Fleisch, Brodt und Wein. — Schon tm Marz des Jahres 1032 waren die ¿0,000 Mann zusammen; aber auch nur, der sie geworben vermochte sie zu führen. Das fühlte der Kaiser wohl, und ließ sich zu der unglaub> lichen Demülhigung herab, sich von Wallenstein folgende Bedingungen vorschreiben zu lassen: der Herzog von Fried- laild, Generallissmus des Karjers, des ganzen Erzhauses und der Krone Spanien, er.hält den Oberbefehl ohne alle'

7. Abth. 1 - S. 168

1818 - Elberfeld : Büschler
168 Vi.ztr.karlvdiszum«vestph.fried. 1520-1.664 Tag bei Leipzig dem Kaiser bic Früchte eines zwölfjährigen Krieges geraubt, er sah sich in seinen eigenen Erblanden bedroht; lind wie ein Donner aus blauem Himmel herab, so war ihm diese Ge- fahr plötzlich und wider Erwarten gekommen. Ir« solcher Noth schien ihm und Feine«« Rathen nur Ein Rettungsmittel übrig zu seyn, nemlich den zurückgesetzten, beleidigten, in stolzer Zurückgezo- genheit lebenden Wallen stein «vieder hervorzu- rufen. Kein Gegner konnte gegen den großen Kö- nig in die Schranken treten, anßer ihm, keiner dein Kaiser wieder ein Heer schaffen. Allein ihn zu ge,vinnen, schien eine schwere Aufgabe zu seyn Kaiser und Königen zum Trotz lebte er indes; auf seinen Gütern in Böhrnen mir «riehr als königlicher Pracht. Die im Kriege er- preßten Millionen setzten ihn dazu in den Stand. Sechzig Edelknaben aus den vornehmsten Hausern, in hellblaue«« Sammt mir Gold gekleidet, bedien- ten >h>«; einige seiner Kainmerherrn hatten schon in gleichem Range dein Kaiser gedient. Dreihun- dert auserlesene Pferde standen in seinen Stallen und fraßen aus marmornen Krippen, und seine Wohnung glich eine«;« Hoflager, denn zu seiner Nahe drängten sich die angesehensten Männer. Aeußerlich schien er ruhig, aber sein brennender Ehrgeiz ruhte nicht. Mit innerer Freude hatte er den Fortschritten des scl wedlschen Königs zugese- he», «veil sie ihn an den« Kaiser und dem verhaß- ten Ehut'fürsten von Baiern «achten; ja, er hatte selbst versricht, dem Könige sei««e Dienste anzutra- ge»t, und «nogte seinen stolzen Sinn scho«« zur Hoffnung der böhmischen Königskrone erheben. Gustav wies seine Anerbietungen nicht geradezu ab, allein ihr«« einen The«l seines Heeres auzu- vertrauen, «vie er verlgngts, «ragte er nicht, und indeß trafen bei Wallenstein die kaiserlichen Un- terhändler ein, welche ihm «viederuin die Oberfeld- herrnwürde antrugen. Wallenstein euipftng sie kalt, und gab erst nach vielen Bitrett das Versprechen, dem Kaiser

8. Abth. 2 - S. 75

1817 - Elberfeld : Büschler
Die Hunnen. ?5 und Weiden geben jenseits der Donau, sie wollten Hüthex der Granze seyn." Der Kaiser nahm sie auf. Von den Hunnen wurden sie nicht verfolgt; die trieben mehr als 5o Jahre Viehzucht, Jagd und Krieg in den Steppen und Wäldern von Südruß- land, Polen und Hungarn, ohne weiter vorzurücken. Aber den Gothen waren ihre neuen Sitze in Thracien zu enge, und ihre Heerden lieferten ihnen nicht den nöthigen Unterhalt; sie baten um Erlaub- niß, sich die fehlenden Bedürfnisse erhandeln zu dür- fen. Die römischen Statthalter aber, Lupicinus und Mapimus, bedienten sich der Noth der Gothen so schaamlos, daß um ein Brodt und etwa zehn Pfund elendes, manchmahl Hundeflcifch, ihnen ein Sclave verkauft werden mußte. Die meisten Heerden waren hin, hin die Sclaven, Hungersnoth bewog viele, um Brod ihre Kznder Zu geben. Iudeß das Volk unter diesem Jammer seufzte, wurde Fridig er n, der gochische Fürst, von dem Lupicinus in Marcia- nopel zu Gaste gebeten. Er war ein tapferer Jüng- ling, des Heldenmuths der Balten, seiner Ahnherrn, voll; viele junge Leute, Waffenbrüder und Freunde, begleiteten ihn. Während er aß, erhob sich das Ge- schrei seines Gefolges draußen, welches die Römer überfallen hatten und mordeten; er sollte dann auch erschlagen werden, denn ohne ihn, hofften die Römer, würden die Gothen nichts vermögen. Er, mit rache- funkelndem Blick, sein Schwervr in der Hand, ohne ein Wort zll reden, auf und hinaus, rettet seine Freunde, und sprengt mit ihnen fort. Die Gothen aber, erbittert über der Römer Treulosigkeit, brachen alsbald auf und durchzogen mit Mord und Brand die nächsten Provinzen; von den Mauern Constantinopels sah man schon die Flammen der Dörfer und Land- häuser, die sie angeznndet hatten. Kaiser Valens zog ihnen mit einem Heere ent- gegen ; bei Aorianopel kam es Zur Schlacht. Es wurde hart gestritten, aber das gothische Fußvolk warf end- lich die römische Reuterei und dann auch die Legionen über den Haufen. Der Kaiser floh verwundet; sein

9. Abth. 2 - S. 73

1817 - Elberfeld : Büschler
/ Die Hunnen. 73 heit. Sie haben gedrungene, feste Glieder und dicke Hälse, und »hre ganze Gestalt ist so ungeschlacht und breit, daß man sie für zweibeinige Thierc oder für solche Pfosten ansehcn möchte, die man grob ausge- hauen als Brückeng,länder hinstellt. Weil man so- gleich nach der Geburt in die Wangen der Kinder tiefe Einschnitte macht, damit das Hervorkcimen der Haare durch die zusammenlaufenden Narben gehin- dert -werde, so bleiben sie bartlos und sehr häßlich bis zum Greisenalter. Bei dieser unholden und wi- derwärtigen Gestalt sind sie so roh, daß sie weder des Feuers bedürfen, noch sich die Speisen zuberei- ten; sondern Wurzeln wilder Pflanzen und das halb- rohe Fleisch des ersten besten Thieres, das sie unter sich auf des Pferdes Rücken legen und so ein wenig mürbe reiten, ist ihre Nahrung. In Häuser gehen sie nur, wenn die äußerste Noth sie treibt; sie scheuen sie, als vom Leben abgeschiedene Traber; vielmehr Berge und Thäler unstät durchschweifend, lernen sie von der Wiege an Frost, Huiiger und Durst ertragen. Sie kleiden sich in leinene Kittel oder in Pelze, von Mäusefellen zusammengenäht; ihren Kopf bedecken sie mit überhängenden Mützen und ihre Beine mit Bocks» häuten. Ihre plump gemachten Stiefel hindern sie am freien Geben; deshalb taugen sie wenig für Fuß- gefechte; sondern beinahe festgewachfen an ihren Pferden, die zwar dauerhaft, aber häßlich sind, rich- ten sie auf ihnen alle ihre Geschäfte aus. Auf dem Pferde kauft und verkauft ein jeglicher dieses Volks, auf ihm ißt und trinkt er, und auf den Hals des schnellen Thieres gelehnt, sinkt er in tiefen Schlaf, bis zur Gaukelei der Träume; und ist über ernste Geschäfte eine Rathschlagung, so geschieht auch sie in diesem Aufzuge." „Sie beginnen die Schlacht mit einem scheuß- lichen Geheul; mit Blitzesschnelle sind sie da, zer- streuen sich absichtlich in demselben Augenblick; kom- rpen rasch wieder, und schweifen so ohne geordnete Schlachtordnung im unstäten Morgen hin und her, und ehe man sie wegen ihrer außerordentlichen Ge- schwindigkeit erblickt, stürmen sie schon den Walloder

10. Abth. 2 - S. 302

1817 - Elberfeld : Büschler
So2 V. Ztr.rud. v. Habsb. bis Karl V. 1s73 — i5so. andere. Da konnte es an größeren und kleineren Kriegen nicht fehlen. Die Leutschen Städte nahmen sich den Schweizerbund zum Muster, welcher sich im- mer mehr ausbreltete, ja, sie nahmen sogar schweize- rische Orte, Bern, Zürich, Solothurn und Zug in ihr Blindniß auf, und nannten sich schon die Eid- genossen. Und wie in Zeiten der Partheiung und des Hasses meistens kein Theil Maaß hält und streng bei dem Rechte bleibt, so war die Klage der Fürsten und des Adels gewiß in vielen Fällen gegründet, daß die Städte ihnen widerrechtlich ihre dienstbaren Leute entzögen, indem sie ihnen Schm; und Bürger- recht gewährten. Um ähnliche Klagen entstand auch rin neuer Krieg der östreichischen Herren gegen die Schweizer. 78. Die Schlacht bei Sempach. 13 36. Der Herzog Leopold von Oestreich, an Helden- muth und Stolz dem Leopold gleich, der bei Mor- garten stritt, war erbittert gegen die Schweizer, weil sie solche Orte in ihren Bund ausgenommen, welche ihm unterthan waren, z. B. Entlibuch, Sempach, Meyeuberg und Reichensee. Die Klage war gegrün- det, aber Oestreich war nicht ohne Schuld, denn diese Orte waren durch harte und gechigeöstreichische Amtsleute gedrückt, und ferner hatte der Herzog, gegen die Verträge, Zölle- an den Gränzen der Schweizer angelegt, die ihren freien Verkehr hinderten. Der Herzog schwur, „die Schweizer, Urheber ungerechter Waffen, und ihren trotzigen Bund zu bestrafen." Der Haß der Herren gegen die freien Landleute und Bürger brach an so viel Orten mit vollem Feuer aus, daß innerhalb wenig Worben die Schweizer von 167 sowohl geistlichen als weltlichen Herren befehdet wurden. Die Briefe der Fehden wurden der Ver- sammlung der Eidgenossen in zwanzig Botschaften
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